..
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche
Personensuchezur unisono Personensuche
Veranstaltungssuchezur unisono Veranstaltungssuche
Katalog plus

"Hinter Gittern" – Einblick in den Gefängnisalltag im Hörsaal der Universität Siegen

VortragVortragsveranstaltung mit Fachkräften der JVA Attendorn gibt realitätsnahen Einblick in psychologische, soziale und ethische Aspekte des Justizvollzugs

Am 21. Mai 2025 fand im Hörsaal US-C 114 der Universität Siegen eine eindrucksvolle Informationsveranstaltung zum Thema "Einblick in den Gefängnisalltag – Psychologisches und sozialdienstliches Arbeiten in der JVA Attendorn statt. Eingeladen hatte Prof. Dr. Andreas Kastenmüller, Professor für Sozial- und Wirtschaftspsychologie. Die Veranstaltung richtete sich in erster Linie an Studierende, war aber auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich – mit rund 80 Teilnehmenden vor Ort und online war das Interesse groß.

Ein Berufsalltag zwischen Verantwortung und Menschlichkeit

Als Gäste berichteten Ismael Blum, Suizidpräventionsbeauftragter im Psychologischen Dienst, Anna-Lena Bender vom Sozialdienst sowie Carolin Knoche, zuständig für die Suchtberatung in der JVA Attendorn, aus ihrem beruflichen Alltag „hinter Gittern“. Dabei gaben sie nicht nur einen strukturierten Überblick über ihre Arbeitsfelder, sondern auch sehr persönliche Einblicke in die Herausforderungen und Besonderheiten ihrer Berufe.
Besonders beeindruckend war die Haltung der Vortragenden gegenüber den ihnen anvertrauten Inhaftierten. Trotz der begangenen Straftaten bleibe die Würde des Menschen unantastbar, so der einhellige Tenor. Die Inhaftierten seien Menschen mit persönlichen Schicksalen, psychischen Belastungen, familiären Problemen oder Schulden – und bräuchten entsprechende Unterstützung. Der Justizvollzug verstehe sich nicht als Ort zusätzlicher Bestrafung, sondern als strukturierte Umgebung mit gezielter Hilfeleistung: Schuldnerberatung, psychologische Betreuung, Suchtberatung und Seelsorge gehören daher zum Standardangebot.

Ethik im Justizvollzug: Zwischen Fürsorgepflicht und Grenzen der Intervention

Ein zentrales Thema der anschließenden Diskussion war die Suizidprävention im Gefängnis. Wie weit darf – oder muss – Justizvollzug gehen, um das Leben eines Menschen zu schützen? Diese ethisch komplexe Fragestellung führte zu einer lebhaften Debatte unter den Anwesenden, die zeigte, wie differenziert das Arbeitsfeld ist.
Beruf mit Perspektive – auch finanziell attraktiv
Neben der inhaltlichen Dimension war die Veranstaltung auch als Berufsorientierung gedacht. Denn im Justizvollzug wird qualifiziertes Personal gesucht – mit attraktiven Einstiegsgehältern und sicheren Beschäftigungsperspektiven. Die Referentinnen und Referenten informierten transparent über Verdienstmöglichkeiten und Karrierewege, was bei vielen Studierenden auf offene Ohren stieß.

Werbung mit Charme und Augenzwinkern

Das Team der JVA hatte außerdem eine breite Palette an Werbematerial im Gepäck: Kugelschreiber, Tassen, Blöcke, Grillanzünder, Röstkaffee der Marke Knastbohne sowie liebevoll genähte "Knastbeutel" aus alter Gefängnis-Bettwäsche. Ein sympathischer Weg, um mit Vorurteilen aufzuräumen und Interesse zu wecken.

GefangenentransporterEin Gefangenentransporter zum Anfassen

Ein besonderes Highlight war der mitgebrachte Gefangenentransporter, der nach der Veranstaltung auf dem Platz vor dem Unteren Schloss, in welchem sich bis 2011 die Zweiganstalt Siegen befand, besichtigt werden konnte. Unterstützt wurden die Vortragenden dabei von Marco Dalfino, Beschäftigter im Allgemeinen Vollzugsdienst der JVA Attendorn. Wer wollte, durfte sich Handschellen anlegen und im Inneren einsperren lassen – natürlich unter Aufsicht – und die Situation aus der Perspektive einer gefangenen Person erleben. Auch die Schutzkleidung der Justizbeamten durfte anprobiert werden: Körperschutzanzug, Helm und Schutzschild inklusive. Die praktische Demonstration ergänzte den theoretischen Teil auf eindrucksvolle Weise.

Fortsetzung geplant – große Resonanz

Die Veranstaltung war bereits im vergangenen Jahr ein voller Erfolg – und konnte in der diesjährigen Auflage noch erweitert werden. Aufgrund des erneut großen Interesses ist auch für das kommende Jahr eine Fortsetzung geplant.
Die Professur bedankt sich bei allen Beteiligten für die engagierte Durchführung und den offenen, menschlichen Einblick in ein Berufsfeld, das mehr Aufmerksamkeit verdient – und dringend Nachwuchs sucht.

 

vor dem Vortrag Kampfanzug Gruppenfoto
die Vortragenden Anprobe Kampfmontur
Blick aus dem Gefangenentransporter

Bilder zum Vergrößern anklicken

Autor: Elke Reinhardt, Fotos: Elke Reinhardt, Adrian Serban, Andrea Thielmann

 
 
Suche
Hinweise zum Einsatz der Google Suche