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Demenzlotsen als Helfer

 

In Siegen-Wittgenstein läuft ein Projekt, das Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen das Leben erleichtern soll.
Es ist ein Projekt mit Symbolkraft: In der Region Siegen-Wittgenstein helfen bundesweit zum ersten Mal spezifisch qualifizierte Demenzlotsen mit, die Versorgung von Menschen mit Demenz und deren  Angehörigen zu verbessern. Sie sollen zusammen mit einem ganzen Netzwerk an Experten aus unterschiedlichen Bereichen die konkrete Planung der Versorgung von Betroffenen unterstützen und  bei der Umsetzung von individualisierten Versorgungsplänen mit anpacken. Das Projekt wird vom Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V., der Gesundheitsregion Siegen, der Alzheimergesellschaft und dem Kreisklinikum Siegen durchgeführt und vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) sowie der Universität Siegen begleitet. Es wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert und gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer flächendeckenden Einführung dieses Angebots in ganz Deutschland. Das Projekt findet im Rahmen der Nationalen Demenzstrategie statt, hinter der neben der Bundesregierung zahlreiche Partner aus Politik, Gesellschaft und Forschung stehen. Das sogenannte Dementia Care Management ist eine tragende Säule des Konzepts; der Einsatz von Demenzlotsen spielt darin eine Schlüsselrolle. 

Wenn Personen die Diagnose zu einer schweren Demenz wie Alzheimer bekommen, ändert sich ihr Leben auf einen Schlag. Sie selbst und ihre Angehörigen müssen gewohnte Routinen umkrempeln, sie müssen sich auf eine neue Lebensphase und auch auf eine künftige Pflegebedürftigkeit vorbereiten. Und obwohl es zahlreiche Hilfsangebote für diese emotional und organisatorisch anstrengende Zeit gibt, fühlen sich viele überfordert. An dieser Stelle setzt das Projekt an: Die Demenzlotsen sind spezifisch qualifizierte Fachkräfte, die gemeinsam mit Ärzten, Pflegefachkräften, Beratungsstellen und weiteren Beteiligten dabei helfen, die komplexen Abläufe zu organisieren. Sie sollen die Betroffenen und ihre Angehörigen buchstäblich durch die Versorgungsstruktur lotsen und ihnen dadurch viel Arbeit und viele Sorgen abnehmen. Die Lotsen wurden bereits mehrfach sehr erfolgreich eingesetzt, allerdings geschah das in kleineren Studien. 
Am 1. September begann jetzt das Projekt in der Region Siegen-Wittgenstein, das bis ins Jahr 2024 läuft. Es ist das erste Mal, dass das Konzept in die bestehende Versorgungslandschaft einer Region integriert wird. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen dabei gemeinsam mit Partnern aus der Versorgung herausfinden, wo die besten Anknüpfungspunkte zu finden sind und welche Hürden in der Praxis auftauchen. Diese Erkenntnisse fließen anschließend in das Konzept ein, das die Grundlage für eine bundesweit ausgerollte Hilfestellung für Personen mit Demenz bilden soll. „In Siegen-Wittgenstein gibt es bereits gute und vielfältige Unterstützungsangebote“, heißt es bei den Initiatoren des Projekts. „Umso wichtiger sind Personen, die den Patienten sowie ihren Angehörigen mit einer maßgeschneiderten Beratung zur Seite stehen können.“ 
Wie läuft es praktisch ab, wenn ein Demenzlotse nach Hause kommt? Zu Beginn der Zusammenarbeit setzen sich die betroffene Person und ihre Angehörigen mit den Demenzlotsen zu einem ausführlichen Gespräch zusammen. Darin erörtern sie die individuelle Situation vor Ort – das ist die Grundlage für die Planung nächster konkreter Schritte, die helfen sollen, die Versorgung zu verbessern. Ausschlaggebend sind dabei immer die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Im Weiteren stehen die Demenzlotsen den Familien mit Rat und Tat zur Seite und helfen bei der Umsetzung der geplanten Schritte. In den folgenden Monaten helfen die Demenzlotsen dabei, Untersuchungstermine zu organisieren und Leistungen zu beantragen. Zu einzelnen Themen beraten sie auch selbst. Zugleich informieren sie auch über die Möglichkeiten von Pflegeangeboten und vermitteln den Kontakt mit den zuständigen Stellen. Zugleich dienen die Demenzlotsen auch als Ansprechpartner für die regionalen Organisationen, die mit der Betreuung von Patienten betraut sind. „Die ersten Erfahrungen mit solchen Ansätzen waren ausgesprochen ermutigend“, fasst Professor Dr. Jochen René Thyrian vom DZNE: „Uns geht es jetzt darum, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort die konkreten Abläufe zu bestimmen, um eine möglichst effiziente Implementierung zu erreichen. Übergeordnetes Ziel ist es, den Menschen in der Region Siegen-Wittgenstein möglichst gut zu helfen.“


Die Akteure des Projekts (v. l.): Manuela Kremer (Dementia Care Managerin Gesundheitsregion Siegerland eG), Anja Herder-Peyrounette (Geschäftsführerin Gesundheitsregion Siegerland eG), Helene Böhm (Dementia Care Managerin Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.), Markus Bieber (Dementia Care Manager Klinikum Siegen), Stefanie Kremer (Dementia Care Managerin und Geschäftsführerin Alzheimer-Gesellschaft Siegen-Wittgenstein), Melanie Boekholt (DZNE), Charlotte Boes (Bereichsleiterin Altenhilfe Caritasverband Siegen-Wittgenstein e.V.), Katja Seidel (Uni Siegen und DZNE), Prof. Dr. René Thyrian (DZNE) und Prof. Dr. Julia Haberstroh (Uni Siegen).
 
Dieser Artikel erschienen in "Gesundheits-Kompass Südwestfalen".
Sonderveröffentlichung der Siegener Zeitung
Ausgabe Nr. 4, November 2022, 4. Jahrgang 

 
 
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